It looks like we don't have any summaries for this title yet. Be the first to contribute.
Learn more- Landpomeranze kommt in die große Stadt und wittert prompt überall Unheil und Verbrechen: Allenfalls Christiane Hörbiger könnte diese Rolle ähnlich großartig verkörpern wie Senta Berger. Und die brilliert als leicht verhuschte, aber immer noch begehrenswerte einstige Schönheit, die permanent hin und hergerissen ist: zwischen ihrem Gewissen und einer Neugier, die durch längst verloren geglaubtes Begehren zusätzlich entfacht wird.
Ruth Thomas dankbares Drehbuch bietet Berger die Möglichkeit, als Frau eines erfolgreichen Juristen (Michael Gwisdek), deren Dasein offenbar einzig der Blumenzucht gilt, ihr ganzes darstellerisches Spektrum auszuschöpfen. Das beginnt mit der Trauer über den Verlust ihres Traumhauses im Grünen und mündet zunächst in komische Verzweiflung, als das Ehepaar nach dem karrierebedingten Umzug in einem Berliner Hinterhaus landet. Dort selbst packt Helga das kalte Grausen, hat sich das Leben der Mitbewohner angesichts der heißen Sommernächte doch mehr oder weniger in den Innenhof verlagert. Und weil Frau Forstmann sonst nichts zu tun hat, verbringt sie Tag und Nacht am Fenster zum Hof. Wie im gleichnamigen Hitchcock-Film blickt die misstrauische Staatsanwaltsgattin auf diese Weise nicht nur in so manchen menschlichen Abgrund, sondern beobachtet auch allerlei Ungereimtheiten. Einiges ist offenkundig Resultat ihrer Vorurteile; bei den beiden dunkelhäutigen Herren zum Beispiel handelt es sich mitnichten, wie sie überzeugt ist, um Dealer. Doch der stolze Türke von Gegenüber (Erdal Yildiz), der sein munteres Liebesleben vorzugsweise am offenen Fenster betreibt und auch ihr mit seinem animalischen Charme imponiert, betätigt sich nach getaner Triebabfuhr anscheinend als Serienmörder; jedenfalls pflegt er des Nachts verpackte Körper in den Keller zu tragen. Gemeinsam mit ihrer putzmunteren Reinigungskraft (Nina Kunzendorf) observiert Helga den virilen Nachbarn, doch selbst ihr Verdacht kann nicht verhindern, dass sie ihm selbst in die Liebesfalle tappt.
Geradezu lustvoll bedient sich Stephan Wagner der sattsam bekannten Thriller-Versatzstücke, um sie fröhlich zu konterkarieren. Senta Berger treibt das Spiel mit den Kontrasten auf die Spitze, weil Helga grundsätzlich das Gegenteil von dem tut, was ihr die Stimme der Vernunft einflüstert. Wunderbar gespielt sind auch die Momente, in denen sie Tatkraft andeutet, um die großen Gesten dann doch im Ansatz stecken zu lassen. Und Gwisdek ist in seiner Mischung aus grantiger Gemütsruhe und geschäftiger Gleichgültigkeit ein wunderbares Gegenstück.
Contribute to this page
Suggest an edit or add missing content